Am morgigen Dienstag, 18. Dezember will Bundesfamilienministerin Franziska Giffey eine Fachkräfteoffensive vorstellen. Weitere rund 300 Mio. Euro wird es dafür vom Bund für die Länder geben. "Es gibt Interesse an diesem Beruf, aber für zu viele ist er nicht attraktiv genug", so Giffey und ergänzt: "Solange wir keine bessere Bezahlung und Anerkennung erreichen, dürfte sich daran auch nichts ändern."
Aus diesem Grund soll das Geld in den Ländern u. a. dazu verwendet werden, einen Systemwechsel herbeizuführen. Die Erzieherausbildung soll künftig vergütet werden. Lt. einer aktuellen Prognos-Studie im Auftrag des Bundesfamilienministeriums, fehlen bis zum Jahr 2030 fast 200.000 Fachkräfte.
Der Studie zufolge ließen sich durch eine Ausbildungsvergütung 50 000 zusätzliche Schulabgänger für eine Erzieher*inausbildung gewinnen. Giffey dazu: "Wenn wir die Qualität in den Kitas nachhaltig verbessern und den steigenden Bedarf an Betreuungsplätzen sicherstellen wollen, dann brauchen wir dringend auch mehr gut qualifizierte Erzieherinnen und Erzieher." Finanziell nicht attraktiv genug Aktuell bekommen angehende Erzieher*innenin den ersten Ausbildungsjahren in Berufsfachschulen kein Geld, manche müssen sogar Schulgeld bezahlen.
Eine zentrale Stellschraube wäre somit: Es muss sich lohnen, Erzieher zu werden. Finanziell, aber auch aufs Image bezogen und auf die Arbeitsbedingungen im Alltag. Es gibt Interesse an diesem Beruf, aber für zu viele ist er nicht attraktiv genug“, fasst Giffey die Ergebnisse der Studie zusammen. „Solange wir keine bessere Bezahlung und Anerkennung erreichen, dürfte sich daran auch nichts ändern.“
Wir brauchen also mehr Fachkräfte:
Einerseits um die ausscheidenden Erzieher*innen zu ersetzen, anderseits aber auch den steigenden Bedarf gerecht zu werden. Die Zahl der Geburten in Deutschland steigt und die Kinder kommen auch immer früher in die Kita. Gleichzeitig ist geplant den Personalschlüssel zu verbessern (siehe „Gute-Kita-Gesetz“).
Ergo: Je mehr Kinder betreut werden müssen und je jünger diese Kinder sind – desto mehr wächst der Fachkräftebedarf.
Was kann gegen den Fachkräftemangel unternommen werden?
- Einführung einer Ausbildungsvergütung
- Mehr Quereinsteiger
- Einbindung der Menschen aus Zuwandererfamilien
- Mehr Männer in den Kitas:
Hierfür braucht es mehr als eine Finanzspritze aus Berlin. Dies ist auch der Ministerin bekannt: „Klar ist, alle müssen hier ran: Bund, Länder, Gemeinden, Tarifpartner. Die Wertschätzung für diesen Beruf muss sich endlich auch ganz konkret bei den Erzieherinnen und Erziehern bemerkbar machen".
Update und Weitere Info:
Mitteilung des Bundesministeriums BMFSFJ Fachkräfteoffensive 18. Dezember 2018
Auszug daraus: Fokus liegt auf
Die Fachkräfteoffensive umfasst die drei "P's" fürs Personal:
- Praxisintegrierte vergütete Ausbildung: Das Programm fördert 5000 Plätze in der praxisintegrierten Ausbildung von Erzieherfachschülerinnen und Erzieherfachschülern ab dem Ausbildungsjahr 2019.
- Praxisanleitung: Damit sich mehr Erzieherinnen und Erzieher zu professionellen Anleitungsfachkräften weiterqualifizieren und Zeit für die Ausbildung des Nachwuchses in der Praxis bekommen, werden entsprechende Weiterqualifikationen und Freistellungen gefördert.
- Perspektiven mit Aufstiegsbonus: Damit sich höhere Qualifikation und die Übernahme besonderer Verantwortung besser bezahlt machen, werden Zuschüsse zur Vergütung von Fachkräften gefördert, die aufgrund einer Zusatzqualifikation mit einer besonderen Aufgabe betraut werden und so mehr verdienen.
Prognos-Studie: Zukunftsszenarien Fachkräfte in der Frühen Bildung gewinnen und binden
"Umfrage" des Institut für Demoskopie Allensbach: Erziehen als Beruf - Wahrnehmungen der Bevölkerung zum Beufsfeld Erzieherin/Erzieher / Auszug daraus:
86 Prozent der Befragten meinen, die Arbeit sei fordernd und anspruchsvoll
66 Prozent finden, dass Erzieherinnen und Erzieher zu wenig verdienen
83 Prozent halten es für nicht richtig, wenn keine Ausbildungsvergütung gezahlt wird.